zwei und …

Thema: die Jungen

erschienen 1998

„Le museé portable“,
aus Azimuts 04/94

Hermann Gloeckner
Räumliche Faltung / ohne Datum /
Offsetdruck
Wim Crouwel
new alphabet Comuter-Schrift-Type / 1967 /
Offsetdruck
Rupprecht Geiger
ohne Titel für zwei und… / 1992 /
Siebdruck
Emilio Vedova
ohne Titel / 1959 /
Schwarz_weiß-Lithographie
Alberto Sartoris
chapelle – bar futuriste / 1920 /
Offsetdruck

Gemeint sind Künstler, Gestalter und Denker der ersten Generation des 20. Jahrhunderts, aber auch für die zweite und dritte Generation stehen in dieser Ausgabe Persönlichkeiten, die besondere Leistungen erbracht haben und ihrer Zeit voraus waren. Die Arbeiten sind noch heute so jung und frisch, dass man von „den Jungen“ sprechen kann.

Künstlerliste:
Anton Stankowski, 1906 – 1998, Stuttgart
Serielle Arbeit / Blindprägung / Offsetdruck

Bart van der Leck, 1876 – 1958, Blaricum / Amsterdam
Frühe Arbeit / Offsetdruck

François Morrelet, *1926, Cholet
Text / Offsetdruck

Michel Seuphor, 1901 – 1999, Paris
Frühe Arbeit / Offsetdruck und Siebdruck, Text / Offsetdruck

Richard P. Lohse, 1902 – 1988, Zürich
Frühe Arbeit / Siebdruck

Ludwig Wittgenstein, 1889 – 1951, Cambridge
Text / Offsetdruck

Rupprecht Geiger, 1908 – 2009, München
Neue Arbeit / Siebdruck

Emilio Vedova, 1919 – 2006, Venezia
Frühe Arbeit / Lichtdruck

Haraldo de Campos, 1929 – 2003, Săo Paulo
Text / Handsatz im Buchdruck

Max Bense, 1910 – 1990, Stuttgart
TopographischerText / Offsetdruck-Collage

Jîrî Kolar, 1914 – 2002, Paris
Collage / Offsetdruck

Wim Crouwel, *1928, Rotterdam
Schrift-Type / Offsetdruck
Briefmarke / Tiefdruck

Hermann Glöckner, 1889 – 1987, Berlin / Dresden
Plastiken / Offsetdruck

Alberto Sartoris, 1901 – 1998, Cossonay bei Lausanne
Frühe Arbeit / Offsetdruck
Text / Offsetdruck

Rudolf Arnheim, 1904 – 2007, Ann Arbor, MI
Text / Offsetdruck

Alfred Roth, 1903 – 1998, Zürich
Frühe Konstruktionszeichnung / Offsetdruck

John Cage, 1912 – 1992, New York
Grafik / Offsetdruck

Giuseppe Chiari, *1926, Firenze
Text / Offsetdruck

Alexander M. Rodtschenko, 1891 – 1956, Moskau
Fotogramm / Fotoabzug

Peter Lufft, 1911 – 1997, Wolffenbüttel
Text / Offsetdruck

Wladimir W. Majakowski, 1893 – 1930, Moskau
Text / Offsetdruck

Einzelpreis € 120,-

„zwei und…“ beginnt mit einer systematisch-seriellen Arbeit auf dem Titel von Anton Stankowski, die er manuell ausführte. Mit François Morrelet schließt sich ein Textbeitrag über Stankowski an, der eine Brücke über die Generationen und die Verbundenheit zweier Generalisten schlägt.

Das Frontispiz ist eine Abbildung von Bart van der Leck, der als Mitbegründer von „De Stijl“ auf den Beitrag von Michel Seuphor verweist. Mit der frühesten Arbeit von Seuphor und dem anschließenden Text wird die Entstehung und Entwicklung von „De Stijl“ aus der Sicht eines unmittelbar Beteiligten dokumentiert.

Textauszüge aus Ludwig Wittgensteins „Bemerkungen über die Farben“ führen zu Rupprecht Geiger mit einer elementaren Arbeit zur thematischen Rotkomponente, speziell für „zwei und…“entstanden und im Siebdruckverfahren reproduziert. Die Verbindung zwischen der Systematik Stankowskis und der Farbe von Wittgenstein und Geiger gibt Richard P. Lohse mit einer Arbeit von 1954. Lohse ist Jugendfreund von Stankowski und Wegbereiter der „systematisch-konstruktiven“ Kunst.

Als Gegensatz zu den bisherigen Beiträgen steht Emilio Vedova mit einer Schwarzweiß-Lithographie aus dem Jahr 1959. Er ist die Vaterfigur für die „wilden“ bzw. „heftigen“ Maler. Die Stilrichtung der „konkreten“ Poesie wird von zwei Hauptvertretern, Max Bense und Haroldo deCampos (Dichtergruppe Noigandres) repräsentiert.

Die Arbeit von Jîrî Kolar, Exiltscheche aus Prag und in Paris lebend, ist eine Collage aus dem Material eines Ausstellungskatalogs von Karl Duschek. Kolar war immer offen für Entdeckungen und verkörperte den Typus eines „Jungen“.

Der Bereich des Grafik-Designs wird von Wim Crouwel vertreten. Nicht nur die neue „Schrift-Type“ und die Briefmarkenserie der Niederlande weisen ihn als fortschrittlichen Gestalter aus, gerade seine langjährigen grafischen Arbeiten für holländische Museen sind richtungsweisend.

Hermann Glöckner
, 1987 im 98. Lebensjahr gestorben, war auch im hohen Alter einer der „ganz jungen“. Aufgrund der politischen Zwänge und persönlicher Bescheidenheit ist er der Öffentlichkeit lange Zeit kaum bekannt gewesen. Zwei „Räumliche Faltungen“, von vier Seiten gesehen, sind von ihm abgebildet. Alberto Sartoris weist mit seinem Beitrag über “Farbe in der Architektur” und einem frühen Architekturprojekt von 1920 auf diese Thematik.

Rudolf Arnheim
, der bedeutende Gestaltpsychologe aus Cambridge,
resümiert über die zeitgenössische Kunstszene. Das Bett, von Alfred Roth im Jahr 1927 für das untere Le Corbusier-Haus der Stuttgarter Weißenhof-Ausstellung entworfen, steht für ein wegweisendes Beispiel des Industriedesigns. Mit der Abbildung „Global Villages 37-48“
sollte John Cage bei den „noch lebenden Jungen“ eine Sonderstellung einnehmen. Bei Spezialisten als Universalist bekannt, wurde er erst durch den plötzlichen Tod als Komponist, Dichter, Erfinder, Lehrer, Pilzkundler und Bildkünstler der breiteren Öffentlichkeit umfassend präsent.

Giuseppe Chiari
, Fluxuskünstler und Musiktheoretiker, ist mit einem Auszug aus seinem Text „Kritik der Harmonie“ vertreten.

Das Fotogramm von 1928 aus der Hand von Alexander M. Rodtschenko und der Textbeitrag von Peter Lufft aus Wolffenbüttel „Die Entdeckung des Kasimir Malewitsch“ sind sicherlich zwei Höhepunkte von „zwei und…“. Während das eine in seiner Besonderheit für sich spricht, geht der Beitrag von Lufft auf den wichtigsten Maler der Neuzeit ein. Lufft richtete 1958 die erste Einzelausstellung von Malewitsch in Deutschland aus – mit einem für diese Zeit außergewöhnlich umfassenden Begleitkatalog. Er erzählt von Zusammenhängen, die auch in der vorliegenden Malewitsch-Literatur einige neue Aspekte aufzeigen.

Mit einer Vignette von Michael Larionow, einem Porträt des russischen Ballettunternehmers Serge Diaghilef, seines Arbeitgebers, schließt diese Magazinausgabe. Michael Larionow war ein enger und früher Freund von Kasimir Malewitsch. Im Innenumschlag der vorletzten Seite ist ein Text von Wladimir W. Majakowski aus dem Jahr 1929 platziert: „UPAS – Poem über das Erfinderwesen“ ist eine Agitation des wohl radikalsten sowjetischen Künstlers.